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Beitrag vom 16.11.2007
Tarja Turunen – My Winter Storm
Tatjana Zilg
Als Sängerin von Nightwish ließ die Finnin Dark Metal chart-tauglich werden. Ihr herausragender, reiner und glockenheller Sporan und die dunkelelfenhafte Schönheit beeindruckte ein weites ...
... Spektrum an Fans. Solo widmet sie sich der Kreation von cineastischem Flair und verbindet Klassik und Rock zu einem Gruselschauer-einjagenden Sound, der als Box-Hymne genauso geeignet ist wie zur Unterlegung für eine Wanderung durch den Märchenwald.
Eine Legende verabschiedet sich aus ihrem Metier: Die Box-Weltmeisterin Regina Halmich tritt am 30. November 2007 zu ihrem letzten großen Kampf an. Für starke Musik, die von Frauen gemacht wird, hatte sie schon immer ein Faible. Heavy Rock-Ikone Doro schrieb ihre Einlaufhymne. Da zu einem Abschied unbedingt auch ein Rückblick gehört und dieser die gleiche Aufmerksamkeit bekommen soll wie der Kampf selbst, wählte Regina Halmich als Soundtrack für die Dia-Collage von eindrucksvollen Bildern aus allen Stationen ihrer atemberaubenden Karriere einen Song der Sängerin, deren Karriere genauso blitzartig und erfolgreich verlief wie ihre eigene. Der Titel könnte nicht passender sein: "I Walk Alone" singt die Finnin mit dem wie aus Elfenbein geschnitzten Gesicht und den wehenden langen Haaren im Refrain der ersten Singleauskoppelung ihres Solo-Albums.
Nicht allein dagegen sind die beiden Kinder, die im Video zum Song durch einen angsteinflößenden Wald laufen, in dem zeitgleich Tarja in einem wunderschönen, langen, silbernen Cape-Kleid wandelt. Als die Kinder und Tarja sich endlich begegnen, bleibt offen, ob die weltberühmte Schönheit hier eine Hexe, eine Eiskönigin oder eine Fee darstellen soll.
Da die Kompositionen ihrer neuen Songs viele symphonische Momente einbinden und zugleich die Energie von Rock-E-Gitarren und kraftvollen Drums nutzen, aber auch oft durchbrochen werden von leiseren Momenten, in denen der Gesang und zarte Glockenspiel-Töne im Vordergrund stehen, erinnert die Music sehr an den Score von Fantasy- oder Actionfilmen.
Das geschah ganz bewusst, wie Tarja betont: "Ich liebe Filmmusik. Ich wollte, nein, ich musste unbedingt die dichte Atmosphäre und die Emotionen haben, die ein Soundtrack hervorruft."
Sie fand für dieses Vorhaben in den Remote Control Studios/Los Angeles das perfekte Surrounding. Besitzer Hans Zimmer erfüllte schon "Gladiator", "Piraten der Karibik" und "Black Hawk Down" mit musikalischem Leben. Unter seinen MitarbeiterInnen fand Tarja exzellente Unterstützung für die Verwirklichung ihrer Ideen. James Jim Dooley, Cheftechniker und Arrangeur zeichnet sich verantwortlich für einen Großteil der Chor- und Orchesteraufnahmen von "My Winter Storm". Daniel Presley, tatsächlich mit dem King Elvis verwandt, wurde zum Produzenten erwählt und Slamm Andrews, zuletzt beim Soundtrack von "The Simpsons – Der Film" mit dabei, übernahm den Job am Mischpult.
Die Zusammenarbeit mit dem SpezialistInnenteam aus Hollywood hat sich gelohnt: Das Ergebnis ist eine beeindruckende Tiefe und hohe Perfektion im kleinsten Detail.
Unter den orchestralen Drei– bis Vierminütern findet sich auch ein Cover von einem Rockstar, der schon seit Jahrzehnten mit bizarrem Grusel–Outfit, Heavy-Glam-Sound und einer provokativen Bühnenshow von sich reden macht. Die Ex-Nightwish-Front-Lady schnappte sich "Poison" von Alice Cooper und hauchte dem Song eine feminine Ebene ein, die den Heavy-Knaller in einer delikaten Mischung aus bitterzart, verführerisch und kokett erklingen lässt.
AVIVA-Tipp: Wie schon mit Nightwish überwindet Tarja Turunen auch solo mit Leichtigkeit die Grenzen von Rock, Klassik und Filmmusik, um sie zu Klangbildern zusammenzuführen, die erst stürmisch die Emotionen aufwirbeln, dann wieder sanft beruhigen und das innere Kino zu malerischen Traumbildern anregen.
Tarja Turunen
My Winter Storm
Label: Universal, VÖ November 2007
Die Sängerin im Web: www.tarjaturunen.com